Mein Praktikum in Sri Lanka neigt
sich dem Ende zu. Wie bereits im ersten Blogeintrag erwähnt, untersuchte ich
das ganze Verteilernetzt der Stadt Kandy. Da Kandy in einer bergigen Region
liegt, ist die Verteilung von Trinkwasser in alle entlegenen Regionen nicht
ganz so einfach. Viele Wasserreservoirs und Pumpstationen sind dafür nötig.
Jedoch sind alle Haushalte an das Trinkwassernetz angeschlossen und erhalten zu
jederzeit genügend Wasser in Trinkwasserqualität. Die Versorgung durch Trinkwasser
ist dementsprechend sicher gestellt.
Zusätzlich habe ich noch eine
Trinkwasseraufbereitungsanlage besichtig, welche das Grundwasser als Ressourcenquelle
nutzt. Die Unterstützung seitens der verantwortlichen Personen war wie in der
Vergangenheit sehr gut. Die 3 monatige Praktikumszeit war genau von richtiger
Dauer, um die Trinkwasseraufbereitung und Trinkwasserverteilung der Stadt Kandy
zu untersuchen und wo es möglich war, auch mitzuarbeiten.
Für die ortsansässige Universität
(Universität of Peradeniya) und für die Stadtverwaltung schreibe ich einen Bericht
über meine Tätigkeiten während des Praktikums und über meine Erkenntnisse und
Einschätzungen zu den einzelnen Systemen. Diesen Bericht (etwa 70 Seiten
umfangreich) werde ich auf meine Blog-Seite hochladen und er kann dann bei
Interesse gelesen werden.
Sri Lanka im Wandel
Wie sicherlich alle Wissen,
wütete bis vor 3 Jahren einen 30 jährigen Bürgerkrieg zwischen der Regierung
und den Tamil Tigers in Sri Lanka. In dieser Krisenzeit bestimmte der Krieg das
Handeln der Politik und die Entwicklung der Insel wurde sehr stark
eingeschränkt. Im Jahr 2009 wurden die Tamil Tigers von den Regierungstruppen
endgültig und vernichtend geschlagen und die ganze Insel ist seither unter
Kontrolle der Regierung. Viele Staaten, vor allem Japan, Indien und die
Europäische Union leisten umfangreiche Hilfe für den Wiederaufbau der Infrastruktur und
Wohnhäuser in der betroffen Region (mehrheitlich im Norden und Nordosten). Aber
auch die Regierung investierte viel Geld in den Ausbau und die Verbesserung der
Strassen und sonstiger Infrastruktur. Auf die Frage wie sich das Land in 10
Jahren entwickelt hat; habe ich eine positive Einstellung und glaube und hoffe,
dass die Wiedervereinigung nicht auseinander brechen wird. Die verschiedenen
Bevölkerungsgruppen sind alle in der neuen Regierung vertreten, wobei die
Singhalesen immer noch übervertreten sind.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen
der Bevölkerung stieg in den letzten drei Jahren von 2000 USD auf 4000 USD.
Dieser Trend wird sich meiner Meinung nach noch einige Jahre fortsetzten. Das
grösste Potenzial der Insel sehe ich im Tourismus und ich glaube, dass dieser
Sektor schon bald zu den wichtigsten Einnahmequellen von Sri Lanka gehören
wird. Die Insel hat wirklich viel zu bieten, von Sonne, Strand und Meer, welche
für Wassersportarten perfekt geeignet sind, bis zu bergigen Landschaften mit
Regenwäldern oder Hochlandebenen mit einem Klima wie es In Grossbritannien zu
finden ist. Das Besondere ist jedoch, dass die unterschiedlichen Klimazonen nur
etwa 150 km voneinander entfernt sind und dadurch sehr schnell zu erreichen
sind.
Nicht nur der wirtschaftlichen,
sondern auch der sozialen Entwicklung der Bevölkerung sehe ich positiv
entgegen. Singalesen und Tamilen leben friedlich untereinander und
Freundschaften zwischen den Bevölkerungsgruppen sind keine Seltenheit.
Auf die Frage hin; „wie hat sich
das Leben einer einheimischen Person in den letzten 10 Jahren verändert?“; habe
ich Manju Bandarage interviewt. Manju ist ein Surflehrer und Gasthousebesitzer
aus Weligama. In meinen Wochenenden bin ich oft mit ihm surfen gegangen und es
hat sich eine gute Freundschaft zwischen uns entwickelt. Da Weligama an der
südlichen Spitze der Insel direkt am Meer liegt, hatte der Tsunami von 2004 die
Häuser und Einwohner mit voller Wucht erreicht. Auch Manju und seine Familie haben
das Haus verloren und mussten von ganz von neuem anfangen. Das Gasthouse wurde
neu aufgebaut und seine eigen Surfschule eingeweiht. Das grosse und einzige
Kapital der Region ist die Weligama-Bucht mit ihren Wellen, welche sich perfekt
zum Surfen eignen. Doch genau diese Bucht, oder genauer gesagt die
Wasserqualität, bereitet Manju jedoch einige Sorgen. An regenreichen Tagen werden
viel Schmutz und Abfälle durch den naheliegenden Fluss in die Bucht gespült und
das Wasser am Strand riecht übel. Leider, so Manju, sei er der Einzige der gelernt
habe, dass die Touristen nur an sauberen Stränden Ferien machen wollen. Oft
habe er die Behörden auf das Verschmutzung-Problem hingewiesen, doch leider
passiere nichts. Und trotzdem steigt die Anzahl der Touristen seit Kriegsende
jedes Jahr an. Sein „Business“ wie er immer sagt, sei im letzten Jahr stark
gewachsen. Jedoch habe er auch einige neue Konkurrenten erhalten, welche ebenfalls
ein Stück vom ständig wachsenden Tourismus haben wollen.
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