Wie bereits erwähnt ist die Stadt
Kandy die traditionellste Stadt Sri Lankas und die Mentalität der Menschen ist
sicher konservativer als beispielsweise in Colombo. Bis jetzt umfasst mein
Bekanntenkreis vorwiegend Singhalesen und einige Tamilen. Mit Muslimen bin ich
eher weniger bis selten in Kontakt getreten. Das Leben der meisten Bürger/innen
konzentrieren sich auf zwei Dinge; Familie und Arbeit. Besonders die ärmeren
Personen arbeiten nicht selten 7 Tage die Woche und dies das ganze Jahr;
manchmal auch 12 Stunden am Tag. Viel Freizeit bleibt da nicht mehr. Die wenige
Zeit wird mit der Familie verbracht, oft Zuhause. In den Feiertagen, wie zum
Beispiel an jedem Vollmond, werden die viele Tempelanlagen oder andere
Religiose Feste und Rituale besucht. Die obere Schicht, welche Geld für
Freizeitaktivitäten zu Verfügung haben, arbeitet am Wochenende nicht und gönnt
sich ab und zu Urlaube an den Küstengebieten. Doch egal ob reich oder arm, die
Menschen sind sehr offen und gastfreundlich. Ich wurde schon von vielen Arbeitern
zum Essen oder auf einen Schluck Arrack (lokaler Wisky) nach Hause eingeladen.
Alkohol ist in der Öffentlichkeit tabu und nur an lizenzierten Verkaufsständen
erhältlich. Eine Bar (ausgenommen von Hotels und anderen touristischen Orten)
oder ein Nachtklub gibt es in Kandy nicht. Dies gilt jedoch nicht für Colombo und
die Touristischen Zentren an den Küstengebieten.
In den ersten Wochen dachte ich,
die Menschen in Sri Lanka sind sehr bedacht das Leben zu geniessen und ihre
freie Zeit und Eigenständigkeit zu bewahren. Ich dachte die Menschen sind mehr
gelassen und denken nicht nur an Arbeit und Geld. Doch merkte ich, dass Geld
allzu oft im Mittelpunkt steht. Jeder und jede versucht auf seine/ihre Weise
das Business zu vergrössern und an mehr Geld zu kommen. Nicht aus Gier, sondern
viele sind gezwungen, da die Gehälter besonders für nicht gut gebildete
Arbeiter sehr tief sind. Doch Neid auf andere, reichere, einflussreichere
Menschen ist kein Thema. Im Gegenteil; oft spürt man Bewunderung und grosser
Respekt gegenüber den eigenen Chefs.
Etwas was einem sofort ins Auge
sticht, sind die immer vornehm gekleideten Personen auf der Strasse. Jeder Mann
trägt in der Öffentlichkeit immer ein Hemd oder wenigsten ein Polo-Shirt mit
einer Anzugshose. Die Frauen tragen das traditionelle Gewand; den Sari.
T-Shirts sind sehr selten auf der Strasse. Auch die junge Generation kleidet
sich, als ob sie in einer Bank in der Schweiz arbeiten. Doch erkannt man eine
leichte Veränderungen; zumindest junge Passanten tragen manchmal ein T-Shirt
und Jeans oder kurze Hose.
Das andere was man schnell
bemerkt und was einer der grössten Unterschiede zu der Schweiz darstellt, sind
die vielen lachenden und fröhlichen Personen. Auch während der Arbeit sind
Witze und Jokes nicht weg zu denken.
Die Kultur ist all gegenwärtig.
Überall sieht man Tempel, Statuen von Budda. An den Festen und Buddhistischen
Ritualen kommen viele Leute zusammen. Meiner Meinung nach kann zumindest in
Kandy Kultur mir Religion gleichgesetzt werden. Denn andere als religiöse
Hintergründe, eine gelebte Kultur auf den Strassen, sucht man fast vergebens.
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